Reich mir deine Hand

Schaue ich vorne auf das Grabmal, erfahre ich, von welcher Familie diese Grabstätte ist. Aber ist es das einzige Interesse, das ich während meines Besuches hier bei Wolfgang habe? Sicherlich nicht, deshalb begebe ich mich auf einen Rundweg, der mir so allerhand von Wolfgang näher bringen kann.

Fange ich an der linken Grabseite mit meinem Rundgang an, entdecke ich den Namen „Wowa“. Ein interessanter Name; so wurde er von jedem genannt, denn es ist die Abkürzung des Namens Wolfgang Walter. Über und unter dem Schriftzug erkennt man das Geburts- und Sterbedatum. Bewusst steht das Eine oben und das Andere unten, denn in diesem Zeitraum hat Wowa gelebt. Nun richten sich meine Augen wieder auf und ich blicke erneut die Kreisform aus Bronze an. Was will sie mir nur vermitteln?

Mein Weg geht über die hintere Seite weiter und ich komme an die rechte Grabseite. Hier lese ich die zwei Worte „Werde Licht“. Schaue ich mir wieder die Bronzescheibe an, sieht sie von dieser Seite ganz anders aus. Ich verfolge mit meinen Augen die seitliche Silhouette und mir fällt auf, dass sich in der Form die Kontur eines Ohres verbirgt. Dies ist ein Hinweis auf Wowas musikalisches Gehör. Er spielte gerne Gitarre und außerdem lernte er durch die Musik seine spätere Frau Martina kennen.

So, nun bin ich wieder am Ausgangspunkt angekommen und habe schon einiges über Wowa erfahren. Doch eigentlich weiß ich noch nicht viel über die Bronzescheibe auf der Steinstele. Die Kreisform der Scheibe ist in vier unterschiedliche Elemente als Symbol für verschiedene Lebensabschnitte aufgebrochen. Schaut man genauer hin, erkennt man zwischen den Elementen eine schlichte Kreuzform. Aus ihrem Innern treten Strahlen oder Stäbe hervor. Sie sollen Blumenstempel darstellen und somit auf die Naturverbundenheit von Wowa hindeuten. Betrachte ich die Strahlen, so bemerke ich, dass alle Strahlen einzigartig in ihrer Länge und Dimension sind, als Zeichen dafür, dass jeder Mensch und jede Pflanze auf dieser Welt ein Unikat ist. Doch ein Stab sticht mir in die Augen, denn eine Spitze zeigt genau in die andere Richtung als die anderen Strahlen. Dieser Stab soll für Hannah stehen: ein Mensch, der in Wowas Leben auch sehr wichtig war.

Die Kreisform wird von einem beweglichen Bronzestift getragen. Einerseits als Hinweis auf den Beruf von Wowa, der Statiker war, und andererseits als Symbol der Beweglichkeit von Martinas und Wowas Leben.

Möge dieses Grabmal in jedem Betrachter die Neugierde zu einem „Rundweg“ erwecken und ihm eine Lebensgeschichte näher bringen, vielleicht auch mit dem Anstoß : „Komm her und berühre mich mit deiner Hand, denn auch früher gaben wir uns die Hand zur Begrüßung“